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Regionalkreis: Mainfranken

13.03.2015

Gründer-Umfrage: Bürokratielast und Mangel an Risikokapital plagen junge Unternehmer

Lencke Steiner: Mindestlohn würgt Existenzgründungen zusätzlich ab

Die Zahl der Unternehmensgründungen in Deutschland ist auf einem Rekordtief. Wesentliche Gründe dafür sind zu hohe bürokratische Hürden vor der Gründung und während der ersten Geschäftsjahre. Außerdem fehlt Startups oft notwendiges Risikokapital. Zu diesem Ergebnis kommt eine Gründer-Umfrage des Wirtschaftsverbands DIE JUNGEN UNTERNEHMER.
 
„Gründer verlieren im deutschen Bürokratie-Dschungel zu viel Zeit für Papierkram und Formalien und können sich einfach zu wenig um ihr Geschäft kümmern“, bilanziert die Vorsitzende des Verbands, Lencke Steiner.
 
So beschäftigen sich 67 Prozent aller Befragten pro Woche mindestens 5 bis 15 Stunden mit staatlichen Pflichtaufgaben. Bei elf Prozent sind es sogar mehr als 15 Wochenstunden. Damit wenden Gründer nach Ansicht von Steiner viel zu viel Energie für unproduktive Tätigkeiten auf: „Die Gründerszene braucht einen Bürokratie-Schutzschild, der jungen Unternehmern dringend benötigte Freiräume gibt.“ Vor diesem Hintergrund schlägt der Verband vor, dass Gründer in den ersten drei Jahren die Umsatzsteuervoranmeldung nicht mehr monatlich, sondern einmal im halben Jahr abgeben sollen und dass die Vorfälligkeit der Sozialversicherungsbeiträge ausgesetzt wird. „Das allein würde der Gründerszene enorm helfen“, so Steiner.
 
Das Steuer- und Arbeitsrecht, die Buchführung und Bilanzierung sowie die Sozialversicherung und Umsatzsteuervoranmeldung belasten neue Firmen laut Umfrage am intensivsten. Und damit nicht genug: Die GroKo plagt junge Unternehmer seit dem Jahreswechsel noch stärker. „Die Dokumentationspflicht beim Mindestlohn schränkt flexible Beschäftigung und Vertrauensarbeitszeit erheblich ein, da sich in diesen Fällen die Arbeitszeit nicht minutengenau feststellen lässt. Gut ausgebildete junge Eltern werden bei Startups ganz sicher nicht mehr Schlange stehen“, kritisiert Steiner.
 
Auch auf Praktikanten müssen neue Firmen künftig wohl weitgehend verzichten. Wenn sie länger als drei Monate im Unternehmen sind, fällt der volle Mindestlohn in Höhe von 1.470 Euro brutto an. „Gründer zahlen sich oft monatelang selbst kein Gehalt und investieren alle Einnahmen sofort wieder in die Firma. Wie sollen sie dann solche Gehälter für Praktikanten auftreiben? Die Kollateralschäden des Mindestlohns erschweren Existenzgründungen also zusätzlich. Sie müssen noch in diesem Jahr beseitigt werden, damit sich die Gründerszene positiv entwickeln kann.“
 
Schwierigkeiten gibt es auch bei der privaten Finanzierung von Unternehmensgründungen, die in Deutschland noch in den Kinderschuhen steckt. „Gründern fehlt zu oft das nötige Risikokapital zur Umsetzung und Weiterentwicklung ihrer Geschäftsideen. Das liegt daran, dass die private Finanzierung von Gründungen in Deutschland wirtschaftlich zu unattraktiv ist. Die erste Gründungsphase wird oftmals mit Verlusten abgeschlossen. Sekundär-Investoren geben aber nur dann frisches Geld, wenn die alten Verluste steuerlich übertragen werden können. An dieser Stellschraube muss die GroKo schnellstmöglich drehen“, betont die Verbandschefin.
 
Außerdem wollen es DIE JUNGEN UNTENEHEMER institutionellen Investoren wie Versicherungen und Pensionsfonds ermöglichen, zukünftig auch in Startups zu investieren. Steiner: „Wir schlagen vor, dass sie künftig bis zu zwei Prozent ihres Kapitals in neue Unternehmen investieren dürfen. Das Risiko liegt hierbei bei ihnen und darf nicht auf den Staat abgeschoben werden. Dafür winken im Gegenzug gute Renditechancen.“
 
Weitere Ergebnisse der Umfrage:
 
- Die meisten Unternehmen wurden von einem (39 Prozent) bzw. zwei (38 Prozent) Personen gegründet. 16 Prozent wurden von drei Gründern ins Leben gerufen. Damit gilt: Die Mehrheit der Unternehmen wird von mehr als einem Gründer gegründet. Diesen Umstand muss die Politik berücksichtigen – z. B. bei der Regelung der Sozialversicherungspflicht von Geschäftsführern, die am Unternehmen beteiligt sind.
 
- 85 Prozent der befragten Gründer gaben an, Mitarbeiter zu beschäftigen: 44 Prozent beschäftigen 1 bis 10 Mitarbeiter, 26 Prozent beschäftigen 11 bis 50 Mitarbeiter. Neun Prozent der Befragten haben 51 bis 100 Mitarbeiter, sechs Prozent über 100 Mitarbeiter. An diesen Ergebnissen zeigt sich deutlich, welches Job-Potential Unternehmensgründungen entfalten können.
 
- Die Befragten bewerteten ihre gesellschaftliche Akzeptanz als Gründer im Durchschnitt mit der Schulnote 2,8. Das zeigt, wie viel in Deutschland noch für die Verbesserung des Gründungsklimas getan werden kann.
 
Die Umfrage fand im Dezember 2014 statt. Es nahmen 134 Gründer teil.

 

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