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Breitbandausbau – Infrastruktur für die Zukunft
// WIRTSCHAFTSPOLITIK IN DER DIGITALEN GESELLSCHAFT
den Glasfaserausbau zu investieren. Hierfür sollte das Geld
vollständig in einen neuen Breitbandfonds fließen, der dann
die Förderung des Glasfaserausbaus über mehrere Jahre
finanzieren könnte. Um die Förderung zu steuern, brauchen
wir einen konkreten bundesweiten Ausbauplan.
Hintergrund: Wert der Telekomaktien
Die Marktkapitalisierung (Börsenwert) der Deutschen Tele-
kom lag am 07.07.2016 (Kurs: 15,18 Euro, 10:20 Uhr) bei
rund 68,15 Milliarden Euro. Da der Bund (zusammen mit
der KfW) insgesamt 31,8 Prozent der gesamten Aktien, also
1,464 Milliarden Aktien besitzt, kann man unter Zuhilfe-
nahme des Börsenkurses den momentanen Wert dieser
Aktien bestimmen. Somit ergibt sich ein momentaner Wert
der Aktien im Besitz der öffentlichen Hand von rund 21,67
Milliarden Euro.
Diese 21,67 Milliarden Euro wären aber wahrscheinlich
nicht der Erlös bei einem Verkauf der Staatsanteile. Denn
der Verkauf von knapp einem Drittel aller Aktien hätte
natürlich einen erheblichen Einfluss auf den Aktienkurs, der
vermutlich fallen würde. Ein Verkauf könnte jedoch auch
in mehreren Tranchen erfolgen. Vielleicht könnte auch ein
strategischer Investor gewonnen werden, der eventuell
sogar bereit wäre, einen höheren Preis zu zahlen. Insofern
ist eine grobe Schätzung der Einnahmen auf 10 bis 20
Milliarden Euro realistisch.
Hintergrund: Breitbandausbau
Eine leistungsfähige Infrastruktur zur Verfügung zu stel-
len, ist eine wichtige öffentliche Aufgabe. In den ver-
gangenen Jahrzehnten war das eine der Grundlagen für
den wirtschaftlichen Erfolg Deutschlands. Damit wir jetzt
nicht den Anschluss verlieren, brauchen wir im 21. Jahr-
hundert nicht nur traditionelle analoge Verkehrswege,
sondern auch digitale Datenautobahnen. Ohne flächen-
deckend ausgebaute Netze werden wir erst gar keine
Möglichkeit haben, bei der Digitalisierung mitzuhalten.
Dies gilt gerade für ländliche Regionen, die ohne Breit-
bandanschlüsse noch weiter abgehängt werden. Zum
einen weil man ohne sie bestimmte Geschäftsmodelle
dann nicht vor Ort verwirklichen kann (und dies wird
für immer mehr Branchen gelten), aber auch weil es für
junge Leute (noch) unattraktiver wird, auf dem Land zu
bleiben. Auf der anderen Seite bringt die Digitalisierung
aber gerade für den ländlichen Raum enorme Chancen –
wenn die Netzanbindung stimmt.
Aus unserer Sicht muss es das Ziel sein, flächendeckend
Glasfaserkabel bis zu möglichst jeder Haus- und Gewer-
betür zu verlegen. Allein Glasfasern können die notwen-
dige Bandbreite für die nächsten Jahrzehnte bereitstel-
len. Alle anderen Technologien können den Glasfaser-
ausbau deswegen nicht ersetzen. Sie können höchstens
als Übergangstechnologien helfen, die Zeit bis zum Breit-
bandausbau zu überbrücken. Die an vielen Stellen sicher
notwendige staatliche Förderung des Netzausbaus sollte
aber nicht für Übergangstechnologien eingesetzt werden.
Wenn staatliche Förderung fließt, dann sollte sie gleich
für den Ausbau eines dauerhaft zukunftsfähigen Breit-
bandnetzes genutzt werden. Darüber hinaus sollte die
Förderung nicht dazu führen, den Wettbewerb auszu-
hebeln. Eine Möglichkeit hierzu bieten Ausschreibungs-
modelle – beispielsweise auf Landkreisebene – zum
flächendeckenden Netzausbau. Den Zuschlag erhält
dann der Anbieter, der den niedrigsten Zuschuss zur
Erfüllung der festgeschriebenen Anforderungen benötigt.