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wegs nur der Glasfaserausbau gefördert, das Programm ist

technologieneutral ausgerichtet. Dabei bieten nur Glasfa-

serkabel mittel- und langfristig ausreichend hohe Bandbrei-

ten für die Gigabitgesellschaft. Im schlimmsten Falle würde

der Bund jetzt die erste Runde des Netzausbaus fördern,

um dann in wenigen Jahren erneut mit Steuergeldern den

Ausbau des Glasfasernetzes zu finanzieren. Die Vermutung

liegt nahe, dass der Bund als Telekomaktionär auch nicht

unglücklich darüber ist, dass die Telekom vom Förderpro-

gramm wahrscheinlich überdurchschnittlich stark profitie-

ren wird – ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Auf den politischen Willen kommt es an!

Es ist unverständlich, warum es immer noch so sehr

beim Thema Breitbandausbau hakt. In einer Gesellschaft,

die sich ein Rentenpaket im Wert von über 233 Milliarden

Euro bis 2030 leistet, sollte es kein Problem darstellen,

einen flächendeckenden Breitbandausbau zu finanzie-

ren. Unabhängig davon, ob dieser nun zehn, fünfzehn

oder zwanzig Milliarden Euro öffentlicher Mittel benötigt.

Scheitern kann der Ausbau nur am politischen Willen.

Wie schnell ein entschlossener politischer Wille auch den

finanziellen Weg zum Ziel frei macht, kennen wir nicht

nur vom teuren Rentenpaket, sondern z. B. auch von der

Energiewende.

Die Lösung: Verkauf der Telekomanteile

Dieses Problem der Interessensverflechtung lässt sich

nachhaltig nur durch einen Schritt lösen: Durch den Verkauf

der Telekomanteile der öffentlichen Hand. Nur so kann ein

Interessenskonflikt bei der Förderung des Ausbaus eines

zukunftsfähigen Breitbandnetzes ausgeschlossen werden.

Der Verkauf der Telekomanteile ist aus ordnungspolitischen

Gründen zudem ohnehin geboten: Es macht keinen Sinn,

dass der Staat sich an einem privaten Unternehmen betei-

ligt, das im Inland auf einem funktionierenden Markt agiert,

auf dem es auch viele private Anbieter gibt. Das Argument

einer öffentlichen Daseinsvorsorge greift hier nicht. Zudem

ist die Telekom stark im Ausland aktiv – sie macht über 35

Prozent ihres Umsatzes in den USA (laut Geschäftsbericht

2014). Es gibt keinen Grund, warum der deutsche Steuer-

zahler dafür haften soll, dass ein deutsches Unternehmen

Handyverträge in den USA verkauft.

Ein Verkauf der Anteile hätte zusätzlich den Effekt, dass

damit die nötige Liquidität für umfassende Investitionen zur

Verfügung stünde. Der Verkauf des Aktienpakets könnte

schätzungsweise einen Erlös von 10 bis 20 Milliarden Euro

erbringen. In jedem Fall würden diese Einnahmen den

dringend nötigen Ausbau des Glasfasernetzes entscheidend

voranbringen. Unser Vorschlag ist, den Erlös vollständig in

WIRTSCHAFTSPOLITIK IN DER DIGITALEN GESELLSCHAFT //

Breitbandausbau – Infrastruktur für die Zukunft

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Ein schneller Ausbau der

Glas-

fasernetze

ist eine Grundvoraus-

setzung dafür, dass wir unseren

wirtschaftlichen Wohlstand in den

nächsten Jahren halten und aus-

bauen können.

«

JOHANNA STRUNZ

LAMILUX Heinrich Strunz Holding GmbH & Co. KG

@johannastrunz