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Verwaltungsmodernisierung – Kernaufgabe der Politik

// WIRTSCHAFTSPOLITIK IN DER DIGITALEN GESELLSCHAFT

Verwaltung schließt dies ein, dass die Modernisierung an

den Bedürfnissen der Verwaltungskunden ausgerichtet

werden muss. Dies umfasst Bürger und Unternehmen als

Adressaten von Verwaltungsakten, sowie als Nachfrager

öffentlicher Dienstleistungen. Verwaltung sollte nie zum

Selbstzweck werden!

Diese radikale Ausrichtung am Kundenbedürfnis muss der

Kern jeder Digitalisierungsstrategie im öffentlichen Sektor

sein. Dies ist natürlich nicht nur ein technisches, sondern

vor allem ein kulturelles Problem für die real existierende

Verwaltung. Es erfordert nicht nur neue technische Anwen-

dungen, sondern eine neue Geisteshaltung. Wir brauchen

eine Einbeziehung von Bürgern schon bei der Entwicklung

neuer Dienste, Betatests und offene Innovationsprozesse

– kurz: Wir brauchen mehr Start-up-Methoden in der Ver-

waltung!

Das große Problem dabei ist natürlich, dass Ministerien

(und auch andere Bereiche der öffentlichen Verwaltung)

organisatorisch und kulturell keine besonders innovations-

offenen Organisationen sind. Sie haben schon von ihrem

Selbstverständnis her zunächst keine guten Ausgangsbe-

dingungen für die Bewältigung der Digitalisierung.

So gibt es leider auch viele Beispiele für gescheiterte

Innovationen, die durch die öffentliche Hand angestoßen

wurden:

Hierzu zählt die Gesundheitskarte, die trotz hoher Ein-

führungskosten noch keinen funktionellen Mehrwert mit

sich bringt. Die Potentiale, die man mit einer Einbindung

digitaler Lösungen im Gesundheitssektor heben könnte,

werden überhaupt nicht realisiert.

Eine weiteres Beispiel ist die De-Mail: Hier wurde eine

technisch unsichere E-Mail-Lösung entwickelt, wobei

der Staat gleichzeitig ihre vermeintliche Sicherheit propa-

gierte. Damit machen sich Verwaltung und Politik leider

vollkommen unglaubwürdig! Auch der grundsätzliche

Gedanke hinter der De-Mail funktioniert nicht. Der

Versuch, Verbraucher dazu zu bringen für E-Mails Geld zu

bezahlen, so wie früher für Briefe, zeugt von einem

grundsätzlichen Unverständnis der digitalen Welt.

Gemeinsam ist all diesen gut gemeinten, aber in der Praxis

gescheiterten Lösungen, dass sie nicht an den Nutzerbe-

dürfnissen ausgerichtet waren.

Interessanterweise ist es so, dass viele kommunale Ver-

waltungen bei der Digitalisierung deutlich erfolgreicher als

die Bundes- oder Landesebene sind. Die Vermutung liegt

nahe, dass dies an ihrem intensivieren Bürgerkontakt liegt.

Sie bekommen ganz direkt mit, dass die Menschen im 21.

Jahrhundert bessere staatliche Dienstleistungen und Kom-

munikation fordern und müssen darauf reagieren.

Der deutsche Föderalismus verschärft

die Lage

Zusätzlich erschwert wird eine erfolgreiche Verwaltungs-

modernisierung in Deutschland noch durch den Födera-

lismus, der jede Koordination aufwendiger macht. Auch

die zentrale Bereitstellung von Dienstleistungen, die

an vielen Stellen sinnvoll wäre, ist schon rein rechtlich

schwierig umzusetzen. Dabei bedeutet die Digitalisierung

in der Verwaltung zwangsläufig immer auch eine Anpas-

sung der Prozesse. So erlauben die neuen Möglichkeiten

zur Transaktionsabwicklung z. B. an vielen Stellen die

Einsparung früher notwendiger Zwischenschritte. Heute

wäre es beispielsweise kein Problem mehr, die Anmel-

dung von Kraftfahrzeugen an einer zentralen Stelle zu

bündeln und bundesweit online zu ermöglichen. Ähnliches

gilt auch für andere Dienstleistungen.

Unser Lösungsansatz: Ein Start-up im

Kanzleramt!

Die Problemlage ist so vielschichtig, dass wir bei der

Digitalisierung der Verwaltungsmodernisierung nur voran-

kommen werden, wenn das Thema zur Chefsache wird.

DIE JUNGEN UNTERNEHMER fordern deswegen die

Benennung eines Digitalisierungsbeauftragten im Bundes-

kanzleramt. Dieser hätte die Aufgabe, die gesamte Digita-