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WIRTSCHAFTSPOLITIK IN DER DIGITALEN GESELLSCHAFT //

Bildung in der Digitalen Gesellschaft

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BILDUNG IN DER

DIGITALEN GESELLSCHAFT

I

n einer Wissensgesellschaft kommt der Bildungs-

politik eine zentrale Rolle bei der Zukunftsge-

staltung zu. Dies gilt umso mehr für die digitale

Informationsgesellschaft, in der Informationen zur

zentralen Ressource werden und die Arbeitsteilung

immer komplexer wird. Zudem müssen wir bei den

Anforderungen an die Bildungspolitik berücksich-

tigen, dass es zunehmend leistungsfähigere Ma-

schinen geben wird, die einen immer größeren Teil

einfacher Routineaufgaben übernehmen.

Die unmittelbare Folgerung hieraus ist wenig überraschend:

Kindern und Jugendlichen sollten die bestmöglichen Bil-

dungsangebote gemacht werden. Dies schließt sowohl gut

ausgebildete Lehrer, modernisierte Lehrpläne als auch eine

gute Bildungsinfrastruktur ein. Das Leitprinzip sollte dabei

aus unserer Sicht die Eigenständigkeit der Kinder sein,

ergänzt durch den Zweiklang aus Fordern und Fördern.

Die Förderung einer hohen Eigenständigkeit ist von beson-

derer Bedeutung: In einer digitalen Gesellschaft sind die

wichtigsten absoluten und komparativen Vorteile des Men-

schen seine Fähigkeiten zu kreativem Denken, zur flexiblen

Anpassung an die unterschiedlichsten Anforderungen,

zu Reflexion und kritischem Denken und zur komplexen

Kommunikation. All diese Fähigkeiten erfordern eine hohe

Eigenständigkeit und eine Erziehung, die darauf aus ist,

Kreativität, Neugier und Eigenverantwortung zu fördern.

Reines Wissen ist in der digitalen Gesellschaft schnell ab-

rufbar. Dennoch ist die schulische Wissensvermittlung und

eine breite Allgemeinbildung durchaus eine wesentliche

Voraussetzung für die soeben genannten Fähigkeiten.

Das deutsche Schulsystem ist glücklicherweise besser auf

diese Anforderungen vorbereitet als die Lernkulturen in

anderen Ländern. Ein reiner Frontalunterricht findet bei uns

relativ selten statt, reines Auswendiglernen gilt schon lange

nicht mehr als das höchste Bildungsideal. Es wird jedoch

jetzt darum gehen, die bestehenden positiven Ansätze

auszubauen, um unsere Gesellschaft auf die Digitalisierung

vorzubereiten. Diese Forderung ist zwar einerseits sehr

allgemein, andererseits in der Umsetzung keineswegs

trivial. Unser Schulsystem muss sich noch weiter in Rich-

tung einer individuellen Förderung des einzelnen Kindes

entwickeln, sozusagen hin zur Losgröße 1 im Bildungs-

bereich.

Eine weitere wichtige, wenn auch speziellere Forderung,

ist aus unserer Sicht die flächendeckende Einführung des

Schulfachs Informatik als Wahlfach an weiterführenden

Schulen. Nicht jeder Schüler muss eine Programmierspra-

che lernen – aber diejenigen, die hieran Interesse haben,

sollten frühestmöglich damit anfangen können.

Die Entwicklung zur digitalen Gesellschaft sollte sich

jedoch im gesamten Lehrplan wiederfinden, sie betrifft

schließlich alle Schüler, alle Lebensbereiche und damit

auch alle Schulfächer. DIE JUNGEN UNTERNEHMER for-

dern deswegen alle Bundesländer auf, die Lehrpläne in

Fächern wie Physik, Sachkunde oder Geschichte daraufhin

zu überprüfen, an welchen Stellen Grundwissen für die

digitale Gesellschaft aufgenommen werden kann (z. B. Was

ist eine Programmiersprache? Wie entstand das Internet?).

Auch die Lehrerausbildung sowie die Weiterbildungsan-

gebote in allen Fächern müssen entsprechend angepasst

werden. Dabei sollten auch neue Ansätze wie Gamification,

individuelles Lernen (Losgröße 1) oder auch die Einbindung

von Onlinekursen berücksichtigt werden.

Im Bereich der beruflichen Bildung ist aus unserer Sicht

die Stärkung des erfolgreichen dualen Systems die ide-

ale Antwort auf die Herausforderung der Digitalisierung.