Gründungsklima
Der Verbesserung des Gründungsklimas kommt lang-
fristig die größte Bedeutung bei der Unterstützung von
Start-ups zu. Um diese zu erreichen, sollte eine bessere
gesellschaftliche Akzeptanz des Scheiterns erreicht
werden. Noch wichtiger wird eine Verbesserung des
Unternehmerbildes sein: Nur wenn Politik, Medien und
Zivilgesellschaft aufhören, das Unternehmertum schlecht
zu reden, wird es unserer Gesellschaft gelingen, Menschen
dafür zu gewinnen, das Risiko von Unternehmens-
gründungen einzugehen. Die Einführung eines Unter-
nehmensstrafrechts wäre beispielsweise völlig kontra-
produktiv und würde zu einem negativen Unternehmerbild
beitragen.
Um zur Verbesserung des Gründungsklimas beizutra-
gen, sollte zunächst flächendeckend ein Schulfach für
ökonomische Bildung eingeführt werden. Bisher gibt es
nur in einzelnen Bundesländern Schulfächer – wie z. B.
Wirtschaft und Recht an bayerischen Gymnasien – die
explizit auch ökonomische Inhalte vermitteln sollen.
Hierbei handelt es sich jedoch zumeist um Mischfächer,
die zudem nur in wenigen Klassenstufen unterrichtet
werden. Einen flächendeckend in allen Bundesländern
und an allen weiterführenden Schulen eingeführten Wirt-
schaftsunterricht in einem eigenständigen Fach gibt es in
Deutschland jedoch nicht. Für viele Schüler beschränkt
sich die Behandlung von wirtschaftlichen Inhalten somit
auf wirtschaftsferne Fächer wie Geschichte oder Geo-
graphie. Ihnen fehlt damit theoretisches und praktisches
Wissen über wirtschaftliche Abläufe, was eine spätere
Gründungsneigung sicher nicht fördert. Diesen Miss-
stand können auch Projekte zum Austausch zwischen
Wirtschaft und Schule (wie »Schüler im Chefsessel« von
DIE JUNGEN UNTERNEHMER) nicht wettmachen, so
wünschenswert sie im Einzelfall sind. Deswegen fordern
wir die flächendeckende Einrichtung eines Faches für
den Wirtschaftsunterricht an allen weiterführenden Schu-
len in allen Bundesländern. Für die gesamte Ausrichtung
der Schulbildung ist es wichtig den Fokus darauf zu
richten, dass nicht nur Manager, sondern vor allem
Unternehmer ausgebildet werden.
Auch an den Universitäten kommt das Thema Unter-
nehmensgründung insgesamt noch zu kurz – sowohl
in den Lehrplänen, als auch in Form von Projekten,
Gründertrainings und anderen Angeboten. Dabei zeigt
die Erfahrung, dass es aus dem universitären Bereich
erfolgreiche Gründungen, gerade auch im Bereich von
High-Tech-Unternehmen geben kann. Um dieses Poten-
tial zu heben, sollten einerseits praxisorientierte Kurse
zum Thema Unternehmensgründungen angeboten wer-
den. Andererseits sollten die Universitäten ihr Angebot
an Beratungen für potentielle Gründer ausbauen.
Unternehmensgründungen finden zudem nicht im luftlee-
ren Raum statt, sondern immer an konkreten Standorten.
In der Praxis bilden sich Regionen heraus, die Unterneh-
mensgründer besonders anziehen und so eine deutlich
erhöhte Gründungsrate haben (wie beispielsweise Berlin
in Deutschland). Die Attraktivität einer Stadt/Region für
Unternehmensgründer hängt natürlich von vielen Stand-
ortfaktoren ab. Stadtverwaltung und lokale Politik können
jedoch über verschiedene Stellschrauben versuchen, die
Attraktivität ihrer Region für Unternehmensgründungen
zu erhöhen. Dies kann z. B. über die Einrichtung eines
speziellen Ansprechpartners für Gründer erfolgen, der
die Bedürfnisse, Kultur und Sprache seiner Zielgruppe
versteht. Ob eine Stadt oder Region zu einem Gründungs-
zentrum wird, hängt in jedem Falle auch vom Engagement
vor Ort ab.
WIRTSCHAFTSPOLITIK IN DER DIGITALEN GESELLSCHAFT //
Rahmenbedingungen für Gründungen verbessern
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