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WEITERE POLITISCHE

HANDLUNGSFELDER

Erhalt der Netzneutralität

Der enorme Erfolg des Internets beruht entscheidend auf

der offen Struktur des Informationstransportes: Festgelegt

sind nur die Regeln für den Transport von Datenpaketen,

womit sich die unterschiedlichsten Informationen über das

Internet transportieren lassen. Diese offene und inno-

vationsfreundliche Struktur ermöglichte immer wieder

die Erfindung von völlig neuen Diensten, die bei der Ent-

stehung des Netzes noch gar nicht existierten. Dies gilt

für die E-Mail genauso wie für soziale Netzwerke oder

Videostreaming, aber auch für Leistungen wie die Fern-

diagnostik und Wartung von Maschinen. Diese konstitu-

ierende Grundeigenschaft des Internets wird Netzneutralität

genannt.

Um die bisherige Innovationsoffenheit des Internets auch

in Zukunft zu erhalten, sollte das Prinzip der Netzneutra-

lität auch weiterhin gelten. DIE JUNGEN UNTERNEHMER

fordern, dass auch in Zukunft alle Datenpakete unabhän-

gig von ihrem Inhalt mit gleicher Priorität transportiert

werden. Dies würde sicherstellen, dass auch in Zukunft

völlig neue Anwendungen und Dienste entstehen und

genutzt werden können. Und zwar auch von kleineren

Unternehmen und Start-ups, die nicht die finanziellen

Mittel haben, eine Sonderbehandlung ihrer Inhalte zu be-

zahlen. Die Pläne von Netzanbietern, die gerne Gebühren

für die bevorzugte Weiterleitung einzelner Daten erheben

würden, lehnen wir deshalb ab. Diese bergen die Gefahr,

dass sie bestehenden Unternehmen eine Möglichkeit

bieten, den Wettbewerb auszuhebeln. Zugleich würde die

Abschaffung der Netzneutralität zukünftige Innovationen

behindern.

Zudem könnte die Abschaffung der Netzneutralität den

weiteren Breitbandausbau hemmen: Die Netzanbieter

hätten im Falle ihrer Abschaffung schließlich ein Interes-

se daran, die Übertragungskapazitäten möglichst klein

zu halten, um hohe Prämien für die bevorzugte Weiter-

leitung der Inhalte einzelner Anbieter zu erzielen. Auch

aus diesem Grund sollte die Netzneutralität beibehalten

werden. Umgekehrt würde ein flächendeckender Ausbau

der Glasfasernetze dazu führen, dass ein gerne genutztes

Argument gegen eine Beibehaltung der Netzneutralität

wegfällt. Denn wenn flächendeckend genügend Bandbreite

zur Verfügung stehen würde, könnte es erst gar nicht zu

Konflikten zwischen einzelnen Diensten kommen.

Die häufig vorgebrachten Argumente, für selbstfahrende

Autos, für Tele-Operationen oder ähnliche Anwendungen

müsse man die Netzneutralität aufheben, gelten jedoch

selbst in einer Welt knapper Netze nicht wirklich. Ein

selbstfahrendes Auto muss z. B. selbstverständlich auch

bei einem Abriss der Internetverbindung weiterfahren kön-

nen – alles andere wäre in jedem Fall nicht zu verantwor-

ten. Wenn der Austausch von z. B. Verkehrsdaten kurzfris-

tig stockt wäre dies zwar ärgerlich, aber anders als sugge-

riert kaum sicherheitsrelevant. Und für Anwendungen wie

eine aus der Ferne durchgeführte Operation würde man

ohnehin in jedem Fall eine eigene Leitung einrichten, um

eine störungsfreie Verbindung in jedem Fall zu garantie-

ren. Auch hier wäre ein anderes Vorgehen fahrlässig – ob

in einer Welt mit oder ohne Netzneutralität.

Cybersicherheit und Spionageabwehr

Die Sicherstellung von innerer und äußerer Sicherheit

gehört mit gutem Recht zu den klassischen Staatsauf-

gaben. Die Gewährleistung dieser Aufgaben wird in der

digitalen Gesellschaft jedoch schwierig. Die weltweite

Vernetzung hat neben vielen positiven Effekten den

Nachteil, dass auch Straftaten im digitalen Raum kaum

durch physische Grenzen behindert werden. Von der

Beleidigung, über das Hacking von Online Banking bis

zur Wirtschaftsspionage – die Täter können aus einem

beliebigen Land das Opfer in anderen Ländern ins Visier

nehmen. Dies erschwert die Strafverfolgung, sobald eine

Tat begangen wurde. Es macht aber auch die Einschät-

zung der Risikolage und die Vorsorge schwierig.

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Weitere politische Handlungsfelder

// WIRTSCHAFTSPOLITIK IN DER DIGITALEN GESELLSCHAFT