Mit Mut nach vorne: Dr. Hubertus Porschen

Mit Mut nach vorne: Dr. Hubertus Porschen

Eigentlich ging bei Dr. Hubertus Porschen schon immer alles schnell. Während des Studiums gründete er mehrere Start-ups mit. Während der Dissertation rief er die iConsultants ins Leben. Im Mai beschloss er, für den Bundesvorstand von DIE JUNGEN UNTERNEHMER zu kandidieren. Im September wurde er gewählt – knapp hatte er die Nase gegen drei Mitkandidaten vorn, aber er gewann.

Der Zielstrebige

Köln, Moltkestraße 123, Firmensitz von iConsultants – Hubertus Porschen kommt persönlich zur Tür. Ein verregneter Donnerstag, viele Mitarbeiter sind krank, er entschuldigt sich. Dass es ihn auch schon erwischt hat, sieht man ihm nicht an: Die kurzen Locken geben den Blick auf sein jugendliches Gesicht frei. Fast wäre man an seinem Firmensitz vorbeigelaufen. Erst auf den zweiten Blick erkennt man den Durchgang zu einem Innenhof. Der Chef empfängt in Chinos und Segelschuhen. „Wir sind erst kürzlich umgezogen, alles noch ein bisschen frisch hier“, sagt er lachend. Freundlich führt er in den Besprechungsraum. Er macht Kaffee, bringt ein Kaltgetränk und hebt Papierschnitzel vom Boden auf – alles ohne Allüren. „Mit Unternehmertum und Selbstständigkeit hatte ich eigentlich erst mal nichts am Hut“, sagt der 33-Jährige. Seine Eltern sind nicht selbstständig, und auch sonst war er nicht vorgeprägt. Während seines Zivildienstes und eines Aufenthalts in Australien beschloss er, Wirtschaft zu studieren. Noch im Studium gründete er mehrere Start-ups mit und merkte schnell, wie viel Spaß Selbstständigkeit machen kann: Dinge anpacken, sich einbringen, selbst gestalten. Diesen Weg wollte er gehen. Früh wusste er, dass E-Commerce sein Thema ist. „Das war schon bei einem meiner ersten Start-ups, das Kaviar vertrieb, so.“ Seinen Mitgründer Sebastian Buckpesch lernte er 2009 kennen. Er sorgt für die Technik, Porschen für den Verkauf. Das erste Geschäftsmodell funktionierte nicht wirklich – doch die beiden Junggründer hörten nicht auf zu tüfteln und hielten an ihrem Traum vom Unternehmertum fest.

Über Social Media zum Erfolg

Es war die Zeit, als Facebook in Deutschland zu Hochform auflief. Contentbasiertes Marketing heißt seitdem das neue Zauberwort. Marken werden an ihrer Authentizität und an ihren Geschichten gemessen – und daran, wie sie mit Kunden in Interaktion treten. Social Media spielen dabei eine entscheidende Rolle. Die Antwort, die Porschen und Buckpesch hatten, war scheinbar einfach: Über Gewinnspiele und Aktionen sollten Unternehmen die kaufkraftstarke Generation Facebook an sich binden. Sie entwickelten Applikationen, meist auf Facebook-Technik basierend: So kann eine regionale Sparkasse Abifeiern sponsern oder L’Oréal einen Fotowettbewerb für das schönste Abend-Make-up starten. Der Nutzen für die Unternehmen: Der Schneeballeffekt von sozialem Marketing und Kundendaten. 2011 ließen Buckpesch und Porschen ihre Marke schützen: App-Arena war geboren. Schnell drängten die Firmengründer auf den Markt, befeuert vor allem durch ihren niedrigen Preis, wie Porschen zugibt. Den konnten sie anbieten, weil sie standardisierte Applikationsformate entwickelt hatten, die nach Belieben im Design verändert werden können – teilweise vom Kunden selbst. Die teureren Agenturen, die jedes Mal nach Kundenwunsch neu programmierten, konnten sie so ausstechen.

Digitalisierung ist eine Entwicklung, deren Ausmaß wir noch gar nicht abschätzen können.

 
Mittlerweile sind die Kunden nicht mehr nur die Kreissparkasse, sondern Krombacher, Jack Wolfskin oder die ERGO Versicherung. Nach fünf Jahren am Markt und mit 15 Mitarbeitern ist das Unternehmen kein Startup mehr. 52 verschiedene Apps gibt es mittlerweile zu kaufen. Doch es blieb nicht nur bei den Apps. Wenn ein Unternehmen mit Social Media anfangen will, geht es schnell auch um die normale Website. „Die waren aber noch recht statisch. Social Media und Content Marketing bedeuten aber Dialog“, so Porschen. Die Kunden fragten zudem verstärkt nach Workshops und Anleitung zum Einsatz der Apps. Auch, was sie mit den ganzen gewonnenen Fans machen sollen. Schnell ging es um digitale Gesamtstrategien. Auch für B2BUnternehmen sind die Apps interessant: Denn die haben meist einen mehrstufigen Vertriebsprozess und müssen ihre Händler für etwas begeistern. Das ging bis dahin oft nur offline, Vertriebler fuhren durch die Gegend. Über die Apps ergeben sich auch hier ganz neue Möglichkeiten. Solche Dinge müssen erklärt werden. iConsultants, zuvor nur Dachunternehmen für die Marke App-Arena, hat mittlerweile als zweites Standbein einen Beratungsarm gegründet.

Ungeplante Kandidatur

Zur Professionalisierung beigetragen haben auch die vier Managing Partner, die 2013 ins Unternehmen eingestiegen sind. Klar hätte iConsultants auch anders wachsen können, mit der Finanzierung durch Venture Capital – doch Porschen favorisierte die Business Angels. „Vom Austausch mit erfahrenen Firmenchefs können wir nur profitieren. Seitdem hatten wir einen richtigen Wachstumsschub.“ Die Business Angels sorgen für Strukturen in Personal, Finanzen und Strategie – sie sind Sparringspartner. Die Suche nach Austausch war es auch, die Hubertus Porschen zum Verband brachte. „Als ich nach der Kaviar-Story wieder in Köln war, wollte ich mich einbringen und suchte ein interessantes Umfeld.“ Vieles habe er sich angeschaut, unter anderem auch die Parteien vor Ort – richtig heimisch wurde er aber erst bei DIE JUNGEN UNTERNEHMER. Nun wurde es politisch: Als Regionalvorsitzender organisierte er ab 2013 Gesprächsabende mit Lokal- und Bundespolitikern, formulierte Verbandspositionen zu öffentlichen Themen. Die Kandidatur für den Bundesvorsitz war nicht geplant. Mehrere Mitglieder waren auf ihn zugekommen und fragten, ob nicht auch er sich zur Wahl stellen wolle. Anfangs lehnte er ab – die Aufgabe erschien groß. Doch dann kam er ins Grübeln. Wieso eigentlich nicht? Er fragte fünf Leute aus seinem näheren Umfeld um Rat. „Wenn einer Nein gesagt hätte, hätte ich es nicht gemacht“, sagt er bestimmt. Doch alle fanden die Idee gut. Er begann, ein Wahlprogramm zu formulieren. Drei Punkte sind ihm wichtig: Das Bild des Unternehmers in Politik und Öffentlichkeit, Digitalisierung und Fachkräftemangel. Vor allem die letzten beiden haben es ihm angetan. „Digitalisierung ist eine Entwicklung, deren Ausmaß wir noch gar nicht abschätzen können“, ist er überzeugt.
Für Unternehmen ergeben sich Chancen, aber auch Herausforderungen. Das Thema Datenschutz steht ganz oben auf seiner Agenda. Doch Unternehmer sollten die vielen neuen Kanäle auch nutzen, um sich besser in der Öffentlichkeit zu präsentieren. „Eigentlich sollte jeder Unternehmer bloggen“, ist er überzeugt. Denn darunter seien viele Leute, die etwas Interessantes zu sagen hätten. Er selbst tut das auch. Auf seinem Blog treibt ihn momentan die Flüchtlingskrise um – „wobei die Entwicklung mittlerweile eine Dynamik angenommen hat, die schwer zu überblicken ist“, gibt er zu. Dass die Flüchtlinge aber vor allem schnell unsere Sprache erlernen und in den Arbeitsmarkt integriert werden müssen, ist für ihn eine klare Sache. Hier sieht er auch Unternehmen in der Verantwortung.

Bildung steht ganz oben

Bei allem, was Hubertus Porschen tut, kommt auch immer wieder das Thema Bildung ins Spiel – eine Herzensangelegenheit. „Darum drehte sich meine Dissertation, da kann ich mich einbringen.“ Von politischen Worthülsen à la „Wissenstransfer“ hält er nichts – „Wissen fängt bei Kompetenzen wie Risikofreude, Kreativität und Neugierde an, und das geht nur über Bildung.“ Das gelte auch für den Unternehmerberuf. Das Pflichtfach Wirtschaft, seit Jahren eine Forderung des Verbands, möchte er ergänzen um ein Wahlpflichtfach Informatik. Meinungsstark ist er ohnehin. „Das haben einige vermutlich schon gemerkt“, sagt er schmunzelnd. Er will verstärkt tagesaktuell Stellung beziehen, zu Themen, die ihn bewegen. Erst kürzlich wurde er von einer Zeitung zum VW-Skandal und dem Unterschied zwischen Managern und Unternehmern befragt. Das hat er auf Facebook geteilt und viel Zuspruch erhalten, auch von Mitgliedern des Verbands. Und was, wenn die Meinung des Privatmanns Hubertus Porschen einmal mit der des Verbands nicht übereinstimmt? Der Jungunternehmer lächelt. „Natürlich spreche ich jetzt nicht mehr nur für mich allein, sondern für eine übergeordnete Organisation.“ Als Bundesvorsitzender vertritt er nun auch Nachfolger in Familienunternehmen und Themen, die ihn als Gründer bisher wenig tangierten, etwa die Erbschaftsteuer. Doch das war im Regionalkreis Nordrhein ja auch schon so. Mit seinen Werten und Einstellungen fühlt er sich im Verband zudem bestens aufgehoben – sonst wäre er ja nicht eingetreten. „Hier geben sich Gründer und Nachfolger viele Impulse, das gibt es so sonst nirgends.“ Keine Frage – für ihn ist der Austausch mit erfahrenen Familienunternehmern ein echtes Pfund.    #BOX MIT ID 1 NICHT GEFUNDEN#

Unternehmen

ICONSULTANTS GMBH

Geschäftsführende Gesellschafter:
Hubertus Porschen und Sebastian Buckpesch
Sitz: Köln
Gegründet: 2010
Branche: Digitalagentur
Mitarbeiter: 15
Umsatz: k.A.
Funktion:
Seit September 2015 Bundesvorsitzender von DIE JUNGEN UNTERNEHMER

 

Die FamilienunternehmerWir Familienunternehmer
 
Partner
Logo Deutsche Bank

Die Stimme der Familienunternehmer